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Es werden Posts vom August, 2022 angezeigt.

Ein Pfad ins neue Leben

  Da wird aus Stein und Glas ein neues Leben. Es baut sich aus den kleinen Dingen, Stück für Stück. Gleich fügt es sich zu einem, was geteilt war eben, und über diese Schwelle lassen wir nur Glück.   Es baut sich aus den kleinen Dingen Stück für Stück ein Pfad, und Blumen führen durch den Garten. Und über diese Schwelle lassen wir nur Glück hinein. Das ist Zuhause, wo die schönsten Zeiten warten.   Ein Pfad und Blumen führen durch den Garten. Was eben düster war, ist gleich nicht mehr zu seh’n. Hinein, das ist Zuhause, wo die schönsten Zeiten warten, wo Fenster, Türen, Herzen weit geöffnet steh‘n,   Was eben düster war, ist gleich nicht mehr zu seh’n, gleich fügt es sich zu einem, was geteilt war eben. Wo Fenster, Türen, Herzen weit geöffnet steh‘n,  da wird aus Stein und Glas ein neues Leben. für A. und L.      |       August 2022

Kleiner Tod

  S chau nicht so mit Augen, die das Blau des Meeres zu oft sahen,  e rtrinke ich doch mit dir in der Tiefe, die dich füllt.  M ünde deine Trübnis nicht in Blicken, die mir zu sehr nahen,  p lagt mich doch ebenso dies Abschiedsschweigen, das uns hüllt. E ntfalte nicht die Lippen, die das Rot der Ferne zu oft küssten,  r uht der Brand des letzten Kusses doch noch immer schwelend dort.  D ichte uns kein Schicksal, von dem nur die Sterne oben wüssten,  o b es denn wahr sein kann - denn bin ich hier, muss ich schon wieder fort. L eide nicht in den Sekunden, die dein Herz nicht schlagen kann,  e rst dann wenn uns're Hände sich nach langem Seufzen doch entgleiten.  N enne nicht das Wort, das stets wie meins im Abschiedsschmerz zerrann,  s ag nur, dass du es schaffst. Die Wunden heilen auch in schweren Zeiten. September 2008

Entschlafe noch nicht

  Entschlafe noch nicht, Liebste, öffne die Lider,  und suche am Nachthimmel Licht, das einst brannte.  Ich male dir Fluchtpunkte, finde dich wieder,  im Netz meiner Kraftlinien, die ich dir spannte. Der Mond scheint verschwommen im Weiher zu liegen,  wie du mir im Arme, so schön und fragil.  Sieh her, sieh nicht hin, wo die Schatten obsiegen,  und lausche dem Rauschen, dem nächtlichen Spiel. So folge mir dorthin, wo Rosen wild blühen.  Sag, riechst du die Sträucher, den duftenden Flieder?  Umarme das Leben und mich - wir verglühen.  Entschlafe noch nicht liebste, öffne die Lider. Mai 2008

Ein Engel spricht

  Ihr glaubt, ich habe große Flügelschwingen  und meine Aura könnt' die Nacht besiegen.  Ihr glaubt, ich würde in den Wolken liegen,  auf Harfen spielen und gar lieblich singen. Die Wahrheit ist: Ich kann wie ihr nicht fliegen  und singen wollte mir noch nie gelingen.  Ich kann auch nicht ein Wort in Verse bringen  und meinen Unschein hätt' ich gern verschwiegen. Doch brauch ich all das nicht, um euch zu schützen  und ich erwartete auch nie Oblaten.  Es ist mir Freude, euch als Freund zu stützten,  doch dürft ihr Wunder nicht von mir erwarten:  Ich bin nicht gottgesandt, um euch zu nützen,  denn Engel ist man nur durch gute Taten. Mai 2008

So viel mehr als Worte

  Ich kann dir keinen Stern von den Gestirnen stehlen  und Weltenmeere sind zu tief, sie zu durchschwimmen.  Mein Atem reicht nicht, höchste Berge zu erklimmen  und niemals wird es dir bei mir an nichts mehr fehlen. Doch kann ich deine Augen selbst zum Leuchten bringen,  viel besser dich und deine tiefe Welt ergründen.  Ich kann dir Atem hauchen und voll Stolz verkünden:  Mit uns kann einiges und noch viel mehr gelingen. Ich kann die Tinte nicht in sieben Farben hüllen  und Sehnsucht lässt sich nicht im Metrum messen.  Ein Reim kann Glück auch nie an diese Verse fesseln -  nur ich kann leere Worte dir zuliebe füllen. Mai 2008

Ophelia (2008)

  Ganz erhaben treibt dort auf der Wasseroberfläche  der Kloake eine Frau: Ophelia. Der bleiche  Körper kleidet sich mit letzten grauen Seideresten und ihr nasses Haar umspielt der Schönheit einz'ge Schwäche:  Eine Wunde klafft am Hinterkopf und all das weiche  Fleisch enthüllt den blanken Knochen. Unter Weidenästen fern der Stadt verharrt sie zwischen Wurzeln; zwischen Tagen  zeigen sich im Widerschein der Schatten die Blessuren,  die ihr auf dem Weg in der Verzweiflung widerfuhren -  denn des Lebens Zahn zerfraß, war kaum noch zu ertragen. Selig schlafen nun, als ob sie nie woanders lagen,  Ratten auf der weichen Brust. Sie zeichnen vom obskuren  Schauerspiel von Leid und Leben allzu viele Spuren -  Ach, wie schön, dass nun nur noch die Ratten an ihr nagen. April 2008

Zeitlos

  Bald trennen euch Gebirge und die tiefsten Seen,  doch jetzt schon brennt auf deinem Mund der Abschiedskuss.  Du schmeckst den letzten bittersüßen Hochgenuss,  bevor du von ihm lässt - er muss jetzt gehen. So spät - du siehst ihn schon am Horizont verblassen,  er dreht sich noch einmal und haucht dir zu: Bis bald!  Ein schaler Trost, der lautlos in dir widerhallt.  Du musstest ihn, dein Herz, doch gehen lassen. Doch schau! Die Sterne drehen weiter ihre Runde  und wenn ihr beide sie erblickt, seid ihr verbunden.  Erinn're dich an eure Zeit - sie heilt die Wunden -  und fühle eine Ewigkeit in einer Stunde. April 2008

Carpe aetatem

  Ein neuer Morgen lacht dir fröhlich seinen Namen,  nachdem ihm meiner immer seltener entfuhr.  Der Himmel trägt für dich sein leuchtendstes Azur  und ich nunmehr die Lasten, die in Jahren kamen. Du bist die Knospe meiner einst gesäten Samen  und wirst dereinst die schönste Blume der Natur.  Denn stets stellt dir das Sonnenrad die Lebensuhr,  seit ich dich erstmals wiegend trug in meinen Armen. Ich habe schon so viele Tage nachtgedacht,  mit trüben Augen alle Sterne aufgesogen.  Denn längst ist mein Gefährte nur die nächste Nacht.  Drum nutze deine Zeit, sie ist dir noch gewogen -  und weil dir Tag für Tag der neue Morgen lacht,  entspringt aus meinen Wolken dir ein Regenbogen. April 2008

Bittersüß

  Es ist so schön, mit dir die Mondnacht zu verleben,  denn immer können wir den Morgen bunter färben.  Du sollst auch heute wieder um den Dienst der Falter werben,  mit süßem Honig, und sie mir in weite Augen geben. Der Baum, um den wir allzu oft bis zur Erschöpfung tollten  - ich schmecke noch die letzten Kirschen an den Lippen kleben -  kann meinen müden Geist doch immer wieder neu beleben  und zeigt mir Bilder, die schon immer mir allein gegolten. Mir scheint, die Engel spielen wieder auf Trompeten,  denn wo zunächst im ruhigen Puls die Wolken grollten,  entwich die Spannung wild und hat vergolten,  dass alle Tage sich nur träge drehten. Vor Blitzen sicher ritz ich tiefe Kerben,  ein Schnitzherz, in den Baum, gleich dem Poeten,  und ernte alle Schatten, die wir säten.  Es ist so schön, ich könnte sterben. April 2008

Adieu

  A lles hat für mich, seitdem du gingst, solch einen schalen  u nd verdorbnen Beigeschmack. der Wein schmeckt nach viskosen,  f aden Küssen und das Brot nach trocknen, früchtelosen  W eizenähren, in der Knochenmühle staubgemahlen. I ch vermisse, was so süß dort schlummert unter Moosen.  E ben blutete der Himmel seine letzten Strahlen,  d ie ich gierig trinke. Trunken sehe ich uns aalen,  e ndlich wieder eins in einem Bett von welken Rosen.  R öter als die Blüten und das Blut in deinen Venen  s chimmerte dein Mund - nun ist er rostig. Küsse meinen  e inmal nur noch, bitte, lass mich auf in jene Höh' - h öher als der Morgenstern verfalle ich dem Sehnen,  e ndlich wieder Fleisch mit morschen Knochen zu vereinen - n iemals nämlich war dein letztes Wort auch meins - Adieu. April 2008

Vom formlos freien Dichten

  Die Kunst ist starr vor strengen Formgesetzen,  weil nur die strengen Verse Schönheit trügen.  Die Wörter aus bekannten Federnzügen  sind fest verknüpft zu strukturierten Netzen. Ein monotoner Klang herrscht in den Sätzen,  die sich verbiegen und ins Metrum fügen.  Und schreibst du anders, werden "sie" dich rügen,  mit scharfen Zungen, die sie täglich wetzen. Doch willst du's wagen, freier nun zu dichten,  vergiss die Oden- und Sonettenformen  und lass die Wörter blühen, wenn sie treiben.  Du kannst auf Rhythmus und den Reim verzichten,  auf Harmonie und inhaltliche Normen;  das heißt: Wie ich, so darfst du niemals schreiben. März 2008

Osterblumen

  Wenn sich die Blume der Passion im Griff des Winters windet  und Raureif sich in Perlen an die Dornenkrone schnürt,  hat Frost längst gegen alles Grüne einen Kampf geschürt,  doch weicht er, da die Sonne nicht mehr hinter Bergen schwindet. Wenn nun das Tausendschönchen fast beschämt sein Köpfchen reckt  und seine tausend Schwestern einem roten Samttuch gleichen,  dann tanzt der Wind mit neuen Trieben zu den Glockenzeichen,  die davon künden, was schon längst in allen Gliedern steckt. Wenn Schlüsselblumen endlich ihre gelben Blüten treiben  und sie das Tor zum Garten öffnen, wo Gefühle sprießen,  dann ist es an der Zeit mit allem Alten abzuschließen  und dort, wo sich das Herz auch öffnet, immerfort zu bleiben. Februar 2008

Nocturne

  Zog einst der Mond durch kohleschwarze Nächte seine Kreise,  scheint er mir nun nicht mehr und hinter Schattenlicht verborgen.  Er brach die Finsternis und führte mich zum neuen Morgen,  doch nun erhellt er keinen Weg mit seiner Silberschneise. Wo liegt bloß die azurne Tiefe, die mir Schlaf gewährte,  wenn ich des Nachts alleine wanderte auf meiner Reise?  Ich bin verloren in der Zeit und folge still und leise  - zu finden, was ich sehnlichst will - des Himmelswolfes Fährte. Wann kann der Horizont nur wieder im Zinnober leuchten,  dass bald der Schleier schwindet, der die Sinne mir verklärte?  Noch so viel länger ist der Weg, als jedes Licht mich nährte,  doch ein Gedanke nur an dich kann mir die Lippen feuchten.  Und du, Geheimnisvolle, sollst dich um dein Glück nicht sorgen.  Denn nun vertreibe ich die Geister, die es stets verscheuchten.  Und weil wir dann zu unser beider Glück nichts weiter bräuchten,  geh'n wir zum Jadegarten durch das Silberlicht am Morgen. Januar 2008

Sturmballade

  Groß und ehern, tausend Jahren trotzend, stand die alte Eiche,  nah der Stadt mit ihren Mauern, von dämonischen Erbauern,  zitternd ob der Mutter Klage und dem elften Glockenschlage.  Dort, ein Mädchen, eine bleiche Lichtmarie, am Stamm der Eiche,  suchte in der kalten, klaren Nacht die Stele, um zu trauern. Mondumschienen hob sie bittend, betend ihre zarten Hände.  "Ob die Sterne gnädig strahlen, ob sie gütig Hoffnung malen?",  dachte sie und sah doch schweigend in das Nichts, das Haupt verneigend.  Schaudernd harrte sie der Wende, hoffte, harrte, doch das Ende  nahte wie ein Sturm, eiskalt und in verworrenen Spiralen. Finster und bedrohlich raunend thronten schwarze Sturmpaläste,  ineinander wabernd, droben, selbst zu Königen erhoben.  Blitze und das Donnergrollen, im Geleit der unheilvollen,  regenschwang'ren Himmelsfeste, drangen vor von Meer und Küste,  wo sie in die Fluten stürzten, die an die Gestade stoben. Lichtmariens Augen, starr, wie ihre angsterfüllten Glie

Kindheitsschnee

  So lass uns noch einmal die Tage erleben,  in denen wir kindlich im Schnee uns vergnügten  und lass uns noch einmal die Wärme uns geben,  mit der, und nur der, wir uns gerne begnügten. Wir standen inmitten von tobenden Stürmen  und hielten uns achtsam die wollenen Mützen.  Wir bauten uns Schlösser mit riesigen Türmen,  um uns im geborgenen Zweisein zu schützen. So lass uns gemeinsam die Pfade begehen,  die einsam betreten ins Nichts nur verliefen  und lass uns die Augen des anderen sehen,  in denen wir träumend oft so gerne schliefen. Und lass uns den Nordstern von Nahem betrachten,  das Leuchten der Pole uns Kerzenschein sein.  Und liegen wir nah uns'rer Herzen, soll's nachten,  das Lied dieses Abends wird unseres sein. Wir schliefen am Feuer, das immerdar brennt  und uns're Geschichte der Liebe erzählt. Dezember 2007

Nebelelegie

  Und eine Wanderin durchstreift die Finsternis des Tals,  gestützt auf einen Stab, der unter ihrer Last zerbricht.  In ihren Augen glänzt der letzte Farbrest des Opals,  der trüber wird, und trüber wird das Leuchten des Fanals:  Die Kerze in der klammen Hand wirft fahles Licht. Die Sonne und der Mond verweigern ihren Kreis  und jeder Stern am Himmel scheint schon längst gepflückt.  Im Nebel ihres Atems irrt ein wirrer Geist,  ein ruheloses Irrlicht, eingehüllt in Weiß,  das sich mit blendender Vertrautheit schmückt. Im Zwielicht wird ein Ast zur schwarzen Hand  und jede Hand verdeckt das Firmament.  Die Wanderin kniet nieder, wo sie stand  und sucht am Boden, was sie niemals fand,  bis dann die Kerze gänzlich niederbrennt. November 2007 

Schwanengesang

  Dort, wo uns der Frühlingswind zusammenführte,  gießt sich stets das Rot des Morgens in den Weiher.  Uns're Schwingen sind der zarten Liebe Schleier,  unter dem dein Blick den meinen einst berührte. Dann, wenn ich den weiten Horizont ergründe,  sehe ich trotz aller Ufer keine Grenzen,  die wir nehmen würden, mit beschwingten Tänzen,  bis ich dir vom Anbruch neuer Freiheit künde.  Dort, wo uns're Herzen still im Einklang schlugen,  wurden Wellentakte zu Unendlichkeiten.  Wir im Zentrum trotzten selbst den Winterzeiten,  die wir unter aufgespannten Flügeln trugen. Dann, wenn Schwanensänge durch die Lüfte hallen,  fühle ich, als lege sich dein Kopf an meinen,  um mir wortlos beizupflichten auch zu weinen,  damit deine Tränen nicht alleine fallen. Hier und jetzt - ich sah dich in den Fernen schwinden -  will ich dir mein letztes Schwanenlied nun singen,  auf dich hoffend meinen Wunsch ans Ufer bringen,  meine Ruhe dann im Schlafmohnfeld zu finden. November 2007

Der Weg ist weit

  Ich weiß, der Weg erscheint dir endlos weit:  von allen Seiten wirst du eingeengt,  so winzig klein in der Unendlichkeit,  die sich wie du in meine Arme zwängt. Wie sollst du auch die grünen Felder sehen,  wenn jeder Blick sich mir entgegen zwingt.  Wie kannst du unser Paradies begehen,  wenn stets dein Herz mit meinen Händen ringt. Ich hielt mich an dir fest, erbarmungslos,  du dachtest wohl, dass nur die Angst dich küsste.  Das Meer vor uns erscheint dir uferlos,  doch glaub mir, wenn wir schwimmen, naht die Küste. Durch raue Fluten müssen wir uns schlagen,  das Salz wird schmerzhaft in den Wunden brennen.  Gemeinsam werden wir den Sturm ertragen  und kein Gewitter kann uns dann noch trennen. Ich sehe schon die grauen Wolken brechen:  Ein Sonnenstrahl zeigt uns den Inselstrand.  Das Meer rauscht dir noch einmal mein Versprechen,  bevor es uns entlässt ins unser Land. Nach Licht und Liebe dürstend bleiben wir  am Meer, das bloß auf uns'rer Liebe gründet.  Es gibt uns Mut und neu

Die weiße Löwin

  Ihr Kampf mit wilden Mäulern ließ sie wanken,  doch widerbäumend trotzte sie dem Sturz.  Fast tausendmal erhoben sich die Pranken  und ihre Schritte wurden schwer und kurz. Den Widerstand zerfetzten dann die Krallen  und ihre Kraft verließ sie wie das Blut.  Sie ist getroffen in den Staub gefallen,  doch in den Augen waren Stolz und Mut. Als Lider sich nicht mehr zu heben drohten,  war noch ein Bild, das in die Augen rann:  Ein Löwe nähert sich auf weichen Pfoten  und leckt die Wunden, die er lecken kann. Oktober 2007

Irgend

  Irgendwo in dir rät ein bedrücktes Schweigen,  niemals aufzugeben - denk an schöne Zeiten.  Du wünschst dir mein Verständnis, meine Liebe.   Ich verdrängte oftmals meine kalten Seiten  restlos, um mir selbst den Himmel aufzuzeigen und vergaß, ich darf ihn nicht allein besteigen.  Nur zusammen können wir den Weg bestreiten.  Du gabst mir dein Verständnis, deine Liebe. Meistens tat ich Dinge, die uns nur entzweiten.  Irgendwann wird sich auch dies dem Ende neigen. Rastlos werde ich nach allen Sternen greifen,  sie dir in die Haare flechten und dich wärmen,  irgendwie, wenn wir auf Abendwiesen liegen,  nah den Herzen, die für uns im Gleichtakt schlagen. Dort und überall wird das Vertrauen reifen.  Wir verfolgen nun den Flug von Vogelschwärmen:  Irgendwann sind wir bereit, um auch zu fliegen,  richtiger und höher als in alten Tagen. Oktober 2007

Animus liber

  Entzeitigt:  pulsierende Herzen  erheben die Welt aus den Angeln. Freischwebend,  zuletzt nur von Hoffnung getragen,  an Träume gebunden Untrennbar  verwoben zur leuchtenden Matrix  synchroner Gefühle. Doch: Befreiend.  Ein Schmetterling gleitet dahin  auf gehauchten Küssen. Zielerfüllt  steigt er vom Nadir zum Zenit,  die Welt zu umarmen. Oktober 2007

Herr und Diener

  "Achte mich, mein Freund!  Achte mich, auch wenn du vor dem Schlosstor stehst.  Sag kein Wort, wenn du in meinen Mauern frierst.  Still! Vergiss niemals, dass du hier nicht regierst.  Ich bin Herr und sage, wo du ausharrst oder gehst. Stirb für mich, mein Freund!  Stirb und krieche für mich wieder aus der Gruft,  als mein willenloser Sklave.  Fühl dich wohl in der Konklave.  Danke mir, denn ich bin deine Atemluft. Liebe mich, mein Freund!  Liebe meinen Fuß, der dich wie einen Wurm zertritt.  Küsse meine Hand und starre neidisch auf die Ringe.  Wähne dich im Glauben, dass ich dich an meine Seite bringe.  Knie nieder aber suche nicht nach deiner Würde, die dir lange schon entglitt." "Ja."

Euporia, Pherusa & Orthosie

  Ihr Abbild zierte einst die Weinamphoren,  denn ihnen dankte man den Schutz der Lebenszeit,  das Wachsen, Blühen, Reifen und die Fruchtbarkeit  auf allen Wiesen, Feldern oder Mooren. Die Blicke streifen über die Unendlichkeit,  selbst Göttersphären sind im Schutz der Horen:  Sie wachen im Gewölk vor Himmelstoren,  Mit Vater Zeusens Donnerdröhnen im Geleit. Ihr Wimperntau füllt Gaias Leib mit Leben  und ihre Wangen leuchten stets den Frühling ein,  wenn sie die Hand des Wandels nur erheben. Der Wandel lässt auch sie bald nur ein Mythos sein,  doch Kunst kann sie mit jeder Zeit verweben  und meißelt die Erinnerung an sie in Stein. September 2007

Bona Dea

  An deinem Busen ist die Zärtlichkeit geboren  und wird von deinen Händen in die Welt getragen.  Mit deiner Güte lässt du niemanden verzagen,  du schenkst all jenen Wärme, die dir Treue schworen. Dein Antlitz ließ mir meine Sinne jäh versagen  und alle Zeiten ohne dich sind mir verloren.  Du bist fortan als meine Göttliche erkoren,  nie wieder will mein Herz alleine weiterschlagen. Du spiegelst dich in meinen Emotionen wider,  in jeder Träne, jedem Lachen und Begehren,  und allzu oft rang mich die Sehnsucht nach dir nieder. Für mich willst du bei Dämmerung dein Licht entbehren  und voller Liebe singst du deine Abendlieder,   die mich zu dir geleiten in entfernte Sphären. August 2007

In vino veritas

  Nun ziert Euch nicht und greift den Stoff, wenn er gefällt.  Ich seh's Euch an, er muss Euch sehr behagen.  So fühlt einmal die Seide wollt Ihr's wagen  und spüren, wie sie über Euren Körper wellt?     Ich kann doch nicht - oh doch - ach, nein! Ja, er gefällt,      er ist nur viel zu edel, ihn zu tragen.     Doch einer Probe kann ich nicht entsagen.      Wie macht er sich? Habt Ihr es Euch so vorgestellt? Gewiss, das Rot spielt wunderbar mit Euren Wangen.     Wie Recht ihr habt, es hält, was es verspricht. Was Eure Züge nun für Heiterkeit erlangen, habt Ihr noch Zweifel oder überzeugt der Stoff euch nicht?     Oh doch, er hat mich schon gefangen. Und seht Ihr, er zeigt prächtig Euer inneres Gesicht. Juni 2007

Fall der Flora

  D ein blauer Blick erzählt von längst geträumten Träumen  a us Zeiten regen Blühens und harmonischer Natur.  S ogleich entwachsen ihm Vergissmeinnicht und säumen,  w o du auch wanderst, alle Wege durch die karge Flur. A ls Efeu sich noch fest um deinen Körper rankte,  h ast du noch voller Lebenskraft geblüht, im Licht geschwelgt.  R obust war er, doch als dein Geist im Zweifel wankte,  e ntkräften auch die Ranken und dein Innerstes verwelkt. " L ass niemals los, was einst von solcher Schönheit zeugte.  I n uns siehst du, was deine Hoffnungslosigkeit hier sät",  e ntfuhr es Lilien, deren Abbild sich dir beugte,  g efärbt in schwarzer Einsicht, die des Todes Hand verrät. T ränkst du des Übels Wurzeln, keimen falsche Samen  i n jeder Träne, die den ausgedörrten Boden tränkt.  M it ihnen gabst du Trauerweiden ihren Namen;  s o folgsam haben sie ihr schweres Haupt vor dir gesenkt. A m Ende bleibt, wenn alle Wunder sich verlieren,  m it jedem ungelebten Tag nur noch der alte Schm

Zeitprinzessin

  Im Zenit liegt ihr Blick und das kosmische Wissen,  die Gestirne umkreisen den Uhrzeigersinn.  Ihrem Auge erscheint jeder Raum als zerrissen,  denn sie sieht nur Vergängnis seit Weltenbeginn. Sie erahnte, der Mond wird am Himmel zerfließen,  Porzellan wird zerbrechen, trotz ewiger Pracht,  und der Wind wird vergehen, der Kreislauf sich schließen,  denn der Tod ist im Leben die herrschende Macht. Doch dereinst wird die Raupe zum Falter gedeihen,  dem Kokon dann entschweben der Sonne entgegen,  und die Flügel vom Staub toter Zeiten befreien,  sie als ehernen Schutz auf die Seele zu legen. September 2007

Windprinzessin

  Wenn du ruhst, zerkräuselt sich ein Lüftchen unscheinbar.  Still und klamm, fast leblos, drückend ist die Atmosphäre,  denn der Wind ruht mit dir und bewegt nur leicht dein Haar.  Eingebettet zwischen Himmel und dem Blau der Meere  schläfst du, während deine Träume Stürme säen. Tosend stoßen Donnersäulen aus den Wolkentürmen,  Blitze stieben aus dem Firmament:  All dein Zorn entfesselt sich in Regenstürmen.  Wenn am Himmel dann der letzte Funke Kraft verbrennt,  hält dein Sturmherz inne und erhört ein Flehen.  Ätherhoch steigt jeder Atemzug von deinen Lippen,  lebensvoll und rein durchströmt er Weltessenzen.  Im Vulkan verglühst du und dein Kleid zerreißt an Klippen,  doch die Kraft des Lebens findet keine Grenzen  - nur den Tod, wenn deine Winde nicht mehr wehen. September 2007

Porzellanprinzessin

  Auf deinen Wangen brannten irdene Konturen und dünne Risse zogen sich durch's Porzellan.  Des Feuers Zungen hinterließen schwarze Spuren  auf deiner Haut, verdeckt vom gold'nen Filigran,  das wie ein feiner Schleier dein Gesicht verzierte. Wer goss in deine Augen diesen grauen Ton,  sodass niemals ein Blick vor Freude irisierte?  Dein Innerstes erschien in jeder Reflektion  als ein fragiles Bild, das Kohle nur schraffierte. Dein Kleid, und was es stets verbarg, war monochrom.  Du suchtest Schutz in deinen farbenleeren Welten.  Als dann das letzte Bruchstück deiner Selbst entzweit',  zersprang dein Herz und alle Hoffnungen zerschellten;  doch niemals du, denn Porzellan bleibt für die Ewigkeit. September 2007

Mondprinzessin

  Seit jeher kämpft der Mond die bitterliche Schlacht  von Licht und Schatten zwischen tausend Sternen.  Doch einst durchdrang sein hellster Strahl die dunkle Nacht  und fiel durch Einsamkeit in weite Fernen. Wie weinte doch der Liliensee voll tiefem Schmerz,  als jäh der Strahl und tausend Träume brachen.  Welch Leid erfuhr das arme, lichtentsprung'ne Herz,  von dem fortan die Lilien traurig sprachen. Des Nachts gebar der Mond entfernt sein erstes Kind,  die reine Unschuld, hier an diesem Orte.  So tragisch wiegte sie ihr Angesicht im WInd  und leishals hauchte sie versehrte Worte: "O Vater, warum hast du mir das angetan?  Hol mich zurück, lass mich nicht länger darben."  Er sah, was er verlor und schmolz dann voller Gram  und goss sich über sie, damit sie beide starben. Juni 2007

Schafe

  Schafe Ein Geburtstags-Limerick in Leichter Sprache   Ein Bauer wohnt nah bei Cuxhafen. Er hat einen Hof mit 2 Schafen. Schaf 1 liegt im Stroh. Das ist manchmal so: Wer alt ist, der muss auch mehr schlafen. Schaf 2 muss sich nicht so beschränken. So jung braucht es nicht an Schlaf denken. Es freut sich und springt. Dann tanzt es und singt. So will es dir Glückwünsche schenken. 15. Januar 2019

Insomnia

  Her und Hin – die Augen zucken zwischen einem Liderschlag. Was sah ich da, was dort? Im Dunkeln regen sich die Schattenrisse und an das Fenster klopfen unentwegt die Äste der Zypresse, deren Immergrün nunmehr ein trübes Grau ist – selbst am Tag.   Dort und da – ein Schattenriss entspringt der Schatten Teufelskreis. Was spüre ich an meinem Hals? Die Hand, die, wenn ich irrte, führte: Der Mond ist lange schon, nur nie – und doch, mein einziger Gefährte, thronend zwischen tausend liderlosen Augen – brennend weiß.   Jetzt und nie – an meine klamme Brust legt sich die Nacht: Lilith. Was hören wir? Im Fernen – doch so unweit – flüstern fremde Stimmen und endlich darf ich Ruhe finden, nach dem letzten Gliederkrümmen: nun verhallt in mir –bis ich es wieder sing’ - mein Abendlied. Februar 2008

Ozean

  Ein Blick in diese Tiefe schreit Gefahr.                    Auf eine Welle folgt noch eine zweite.                     Dort treibe ich in dieser blauen Weite,                      der ich so kurz doch nur zu nahe war.                       Sag, siehst du, wie ich aus der Tiefe winke,             wie ich in deiner Augen blau ertrinke? 3. August 2020

Kristallherz

  D ein zartes Herz ist von so kristallinem Glanz  u nd meine Hoffnung bricht s ich oft in den Facetten.  U nangerührt sind deine schweren Herzensketten - n och nie zersprengte ich die Schattenglieder ganz, d ie sich wie Schemen um fragile Wände winden. I n deinem Wesen tanzen sie den Totentanz.  C hromatisch streue ich Gefühl, um sie zu binden,  h inein in deine transparente Glasgestalt. S o hoffe ich, dass es auf ewig widerhallt  i n dir und alle Dissonanzen schnell verschwinden,  n ie wieder klingen und du immer sicher weißt,  d ass deine Wünsche sich in meinen wiederfinden:  E in Strahlen deiner Augen hellt auch meinen Geist,  i ch bin das Prisma, du spektral mein Regenbogen.  N ie hatte sich mein Denken deiner Selbst entzogen,  s tellarer Stern, du mein, der zeitlos um mich kreist. Mai 2007

Ein erstes Mal

  Das Eisblau deiner kaum noch off'nen Augen taut,  wenn tausend Blicke deine Hände führen,  und tröpfelt sehnsuchtsvoll auf meine warme Haut. Du lässt mich lippenfeucht mich selbst erspüren,  entlockst mir lustverratend einen leisen Laut  und zeichnest mich mit Zungenliebesschwüren. Schon heißgefärbte Wangen zieren uns lasziv  und Kraft pulsiert in unserem Begehren.  Wir wiegen uns in selbst erdachten Mären,  unendlich tragen wir die Lüste nabeltief. Ich kann mich deiner Reize kaum erwehren,  du bist so voller Leidenschaft und impulsiv.  Es ist, als ob ich heute erstmals mit dir schlief,  du lässt die Wohlgefühle ewig währen. Juni 2007

Honigmond über Venedig

  Der Gondoliere träumt von marmornen Palästen  und schaut mit einem Aug' zum Wasser im Kanal.  Wer sucht, der findet doch zunächst die Qual der Wahl,  denn jeder neue Weg gibt seinen Reiz zum Besten. Ein sanfter Schlag im feuchten Pfad folgt einem festen,  auf dieser Wohlfahrt in der Gondola zum Gral.  Verwinkelt ist der Weg zu seinem Glück und schmal,  er folgt dem Lauf der Abendsonne in den Westen. In den Lagunen lockt ihn schon das schwarze Gold:  die Venusmuscheln glänzen im perlmutt'nen Schimmer  und ihre Säfte sind ihm diesen Abend hold. Der Honigmond entsendet seinen Silberflimmer  in eine Nacht, die sich in feine Gierde hüllt.  Behutsam werden zweier Träume nun erfüllt. Mai 2007

Glutherz

  O Glutherz, ich verneige mich vor deinem Stolz  und hebe ehrfurchtsvoll gefaltet meine Hände.  Dein Blut entfacht im Kreislauf um die Erde Brände,  mit einem Griff zerbrichst du kalten Fels und Holz.  Als ob dein Odem jedes Denkers Maske schmolz,  erfuhr das Sinnen in den Köpfen eine Wende:  Auch ich verspürte Sehnsucht bald in Herz und Lende,  denn du vertreibst die Einsamkeit, den Grund des Grolls,  mit einem Schlagen deiner purpurroten Schwingen.  Sogleich entfachen wir ein Feuer, dir zum Gruß,  und hoffen, die Essenz wird uns die Einsicht bringen,  in die Gewölbe deines Turms, an dessen Fuß  wir überwältigt stehen und um Einlass dringen.  Du wäschst uns gnädig uns're Leiber rein mit Ruß. April 2007

Waidherz

  Du einst Essenz des Blutes und der faulen Säfte,  o Waidherz, Richter über Wachstum und Verderb.  Die Lebensketten lösen oder nicht, ist dein Erwerb,  denn dein Karfunkel birgt den Ursprung aller Kräfte.  Dein Wirken wandelt Zweige in robuste Äste  und macht die überreife Früchte süßlich herb.  Manch einer sagt, dein Handeln sei so grausam derb,  weil sich dein Todesspruch stets an den Falschen hefte. Doch schwebst du nur im Kreis, den die Natur bestimmt,  denn Alles, was gedeiht, muss irgendwann vergehen.  Und auch, wenn mancher sich ob des Verfalls ergrimmt, so dankt man dir doch tausend Leben, die entstehen,  und schwelgt in der Natur, die immer darauf sinnt,  in ihrer Schönheit dir nicht zu sehr nachzustehen. April 2007

Sturmherz (2007)

  Dich zeugte einst ein starker Wind an den Gestaden,  o Sturmherz, wellensanftes Brüderchen der Gischt.  Noch eh der erste Blitz in deinem Blick verlischt,   entfliehst du schon mit Donnerhall in Dunstkaskaden. Du bist mit zentnerschwerer Einsamkeit beladen,  die sich mit übergroßer Seensucht vermischt.  Auch wenn dich stets die Leichtigkeit der Luft erfrischt,  kannst du dich nie der Leere Niederschlag entsagen. Dein Weg führt dich vom Meer zum Himmel und zurück,  voll Hoffnung suchst du stets nach and'ren Heimatlosen,  verfällst jedoch der steten Trauer, Stück für Stück. Seit jeher willst du einsam durch Äonen tosen,  doch insgeheim erfüllt es dich mit höchstem Glück,  wenn Regentropfen zärtlich deine Schuppen kosen. März 2007

Eisherz

  O Eisherz, Lord, wen hast du auserkoren?  Doch nicht die Magd mit feuerroten Lippen,  die Grazie dort, mit federleichten Schritten.  Oh nein, zum Sterben ist sie nicht geboren. O Eisherz, Lord, wo ziehst du deine Kreise?  Dein Hungerblick ruht doch auf jener Schönen,  du möchtest nächtens ihrer Anmut frönen.  O Herr, verschlepp sie nicht ins Reich der Eise. Mit deinen großen Flügelschwingen schlagend,  geschwind in frostzerfress'ne Höhen tragend,  in deine Welt, gemacht aus kaltem Brodem. Du bettest sie auf eisgeschliff'nen Speeren,  um ihrem Leib die Wärme zu verwehren.  Ihr Lippenrot ward blau durch deinen Odem. September 2006

Oculus non vidit, nec auris audivit

  Der Stoff aus Licht und Schatten ward gewebt  und fällt ätherisch über Tal und Hügel.  Ein Tor, wer in Arkadien nicht lebt,  verleiht es doch den Leidenschaften Flügel  und löst seit jeher angelegte Zügel. Mein Weg führt mich in den bewahrten Schoß  sakraler Tempel der arkanen Gluten.  Ihr Sinnbild im astralen Grenzenlos,  getaucht in Eos' schamesrote Fluten,  erstrahlt und weckt die Lüste, die noch ruhten. Ich trink vom Nabel voll Ambrosia  und wünschte mir, ich bliebe ewig droben.  In dieser Transzendenz ward mir gewahr:  Eroten, die in meiner Psyche toben,  sind einzig und allein in mir verwoben. März 2007

Hallo Traurigkeit

  Es fühlt sich an, als ob die Zeit mit kalter Kralle durch meinen Körper wie der Wind durch Äste fährt. Sie greift mich eisern, schüttelt mich und reißt und zerrt, bis ich im Taumel wie ein Blatt dann falle. Und eine ganze Welt drückt mich gleich nieder. Da finde ich sie endlich: Hallo, Traurigkeit. Sie war verborgen unter dem Betrug der Zeit,     so fern von mir, nun haben wir uns wieder. Die Traurigkeit erinnert mich im Fall daran, nicht zu vergessen, sie nicht zu vergessen und die Gewichte, die uns niederpressen, die uns nach unten reißen in den Untergang. So viele fielen unter den Gewalten. Lasst uns nicht einen je vergessen, stimmt mit ein. Begrüßt die Traurigkeit und meißelt es in Stein, Gefall’nes in Erinnerung zu halten. 19. November 2017

Christliche Lichtung

  Glaube stets an nicht ungreifbar ferne Wunder,  wie sie diese mit Magie getränkte Lichtung birgt.  Wahre deine Wünsche zwischen dem Holunder  und vertrau auf das, was jede Beere innen bürgt. Wache auf dem Fundament der Liebesbäume,  wo vereint zu Zwielicht zweier Herzen Licht entspringt.  Hohe Wipfel fangen schützend deine Träume,  die der zarten Blätter Tau frühmorgens wiederbringt. Hoffe stets auf wunschlos schöne Zweisamkeiten,  welche du auf dieser Lichtung immer finden wirst.  Lass dich nicht vom Schatten alter Bäume leiten,  wiege dich auf Liebesbaumgeäst, das niemals birst. Suche nun dein Glück in höchsten Baumgefilden,  denn die Krone ist die Spitze jeder Emotion.  Raue Haut wird sich in Stufenform neu bilden,  ebnet dir den Weg aus bloßer Imagination. Liebe stets dich selbst und deine Herzbegehren,  lab dich an den Früchten, die der Liebesbaum reich trägt.  Zweifel sollen den Genuss nicht mehr verwehren,  lichte sie, weil nur für dich das Herz der Lichtung schlägt. Januar 20

Pappkarton voller Träume

  Ein Pappkarton ist meine Welt,  er bietet mehr als tausend Räume.  Gedanken schlagen Purzelbäume,  ich tu, wovon ich immer träume: Ich stech mir Sterne in den Himmel,  bin Astronaut, ein wahrer Held.  Umkreis den Mond, wie's mir gefällt,  errichte auf dem Mars mein Zelt. Ein Küchenlöffel ist mein Schwert,  bin Ritter auf dem stolzen Schimmel.  Besiege Drachen, böse Lümmel,  der Größte bin ich im Getümmel. Mit Augenklappe, Bart und Bräune,  bin ein Pirat, der Meere quert.  Ich suche jeden Schatz mit Wert,  bis Mamas Ruf ihn mir verwehrt. Januar 2007

Friedhofsengel

  Ihre Mondsteinaugen werfen Asterismen,  leuchten kalt dem Klageweib bei seinem Nekrolog.  Die saphir'ne Träne, die durch ihre Steinhaut zog,  eitert feucht und Patina zerfrisst Charismen. Ihr asbest'nes Herz ist einsam längst zerbrochen  und die Flügel lahmen schon seit langem durch den Rost.  Festes Mineral verbleibt als Druse voller Frost,  Hügelgräber zierend hütet sie die Knochen. Traurig blickt sie demutsvoll von ihrem Throne,  Lichter sollten ihr zu Ehren angezündet sein.  Schaurig steht sie sterbend Seit' an Seit' bei dem Gebein  - nicht der Tote, sie verdient die Totenkrone.

Winteremotionen

  Wenn im Kamin das Feuer vom Vergang'nen spricht  und seine Flammen züngelnd nun mein Herz erobern,  lässt es Geborgenheit und Leidenschaften lodern,  in denen jede Wand aus Eis in mir zerbricht. Wenn Glühweindüfte Wege in mein Fühlen schlagen  und zarter Atem streichelnd meine Nähe sucht,  verweht die Schwermut unterm weichen Seidentuch  und milde Stürme werde Zärtlichkeiten tragen. Wenn meine roten Wangen Schneekristalle schmelzen  und jede Perle meine Haut gar küssend kühlt,  zerfließt mein Denken und mein zitternd' Körper fühlt  das feuchte Nass und sehnt danach, in ihm zu wälzen. Wenn Mutter Erde ihre Arme offen hält  und neue Leben ihrem stöhnend' Leib entspringen,  wird ihre Lebenskraft auch meinen Geist durchdringen,  in inniger Umarmung und im Einklang mit der Welt. Dezember 2006

Wenn der Milchmann zweimal kommt

  Der Milchmann, ein ganz moderater,  im weißen Kittel, fast schon grau,  verteilt die Milch in den Alleen  - ein jeder lässt ihn gerne ein. Er schnackt mit dem Familienvater,  hebt's Mützchen brav für dessen Frau  und wenn sie dann zur Arbeit gehen,  kommt er nochmal für's Töchterlein: Mit einem Lächeln im Gesicht  beschenkt er sie mit seiner Milch.

Wie Kaleidoskope

  Wo, wenn nicht in deinen Augen, ist die Zeit,  die ich einst verlor, ob meines Blickes Sehnen?  Im Sekundentakt durchtränkte es die Tränen  - gegen deinen Zauber war ich nicht gefeit. Seelenspiegel zeigen deine Eitelkeit,  lassen aber mich das Gute in dir wähnen.  Denn sie sprühen trügerische Bildfontänen,  wie Kaleidoskope, in die Ewigkeit. Lange hieltst du mich in deinem Prismenbann,  doch nun fordert auch die Zeit von dir den Preis:  Deinen Tod verkünden blinder Spiegel Scherben.  Keine Illusion mehr, die mich täuschen kann,  doch die vielen Jahre bringen den Beweis:  Selbst im Tod, zerbrochen, bist du mein Verderben. November 2006

Deine Wünsche

  Sechzehn rote Weinrauchkerzen  seien uns nun Sehnsuchtslichter,  rosa Immortellenblüten  betten uns're Sinnlichkeiten. Aug' in Aug' les ich die Träume,  die in deiner Seele schlafen  und auf meine Nähe warten,  um im Sein bald zu erwachen. Diese Nacht im Liebestaumel  lässt uns in Ekstase schwelgen.  Eins im Körper und im Geiste,  Zuckerperlen soll'n uns zieren. Dein Befinden ist mein Sinnen,  Lippenstürme, zartes Hauchen.  So wie ich, selbst noch am Morgen,  küsst Aurora deine Wangen. 17. November 2006

Morituri te salutant

  Sandalen scharren Spuren in den Sand,  nervös vernimmt ihr Träger das Signal.  Posaunen rufen ihn vors Tribunal,  zum Kampf mit seinem Schwert in fester Hand. Der Sturm entfesselt seiner Augen Brand,  er führt die kalte Klinge infernal.  Des Feindes Schmerz und Leid ist marginal,  es zählt der Sieg und Blutgeruch fürs Land. Und endlich beugt der Gegner sich der Macht.  Die Menge fordert nun das Schwert in rot,  der Todesstoß ins Herz ist ihr Gebot.  Den Sieger krönen sie mit Lorbeerpracht.  Indessen wurde er nur schwach geehrt,  sein Wunsch nach Freiheit bleibt im doch verwehrt. Oktober 2006

Seelenwort

  Die leere Metapher eröffnet die Seele  nur jenem mit Lichtern der Kenntnis im Herzen  - Fantasmen erkennen in ihr nur ein Wort.  Ein jeder erhält es aus göttlicher Sphäre,  das Brandmark, es soll ihn sein Leben lang krönen  - es füllt sich mit einem Gemüt immerfort. Und wiegt sich die Seele mit leichtester Feder,  ziert nur die Metapher des Trägers sein Sandgrab  - Gedanken ans Innere währen noch fort. Oktober 2006

Der Zweifel ist mein Credo

  Der Zweifel ist mein Credo , denkt sich einer,              und alles wird am Übermaß bemessen .                       Ein kleiner Teil schon macht alles kleiner,                   denn gut ist nur der kleinste Teil vom Besten.   Und alles wird am Übermaß bemessen.                     Kann ich genug ganz ohne das Genügste sein?                  Denn gut ist nur der kleinste Teil vom Besten ,            denkt einer, nur der kleinste Teil, kleiner, klein .             Kann ich genug ganz ohne das Genügste sein?                  Wer sieht denn hinter Bernsteinaugen wirklich mich?        Denkt einer nur, der kleinste Teil, kleiner, klein,                    ist schon genug für mich und für ein ganzes Ich ?   Wer sieht denn hinter Bernsteinaugen wirklich mich?       Ein kleiner Teil schon macht alles kleiner,                  ist schon genug, für mich und für ein ganzes Ich.              Der Zweifel ist mein Credo, denkt sich einer.   6. Februar 2019

Zeit ist Honig

  Weißt du, wie man mit dem Mund die Zeit einfängt?              Küss mich und wir sind Sekundenfänger.                                  Zeit ist Honig, der an uns'ren Lippen hängt,                              koste sie mit mir noch etwas länger.                                              Küss mich und wir sind Sekundenfänger.                                  Diese Süße zwischen uns ist königlich.                          Koste sie mit mir noch etwas länger,                                           denn nichts anderes ist kostbarer für mich. Diese Süße zwischen uns ist königlich, ich darf keine Zeit mit dir verschwenden. Denn nichts anderes ist kostbarer für mich, als ein Quantum nur vom Niemalsenden.   Ich darf keine Zeit mit dir verschwenden.                       Zeit ist Honig, der an uns'ren Lippen hängt,                              als ein Quantum nur vom Niemalsenden. Weißt du, wie man mit dem Mund die Zeit einfängt? 14. Juli

Zeit

  1                                  tick tack                                                                                               2                       Ein Blick zur Uhr,                                                                                 3                       ein Blick in uns're Seelen.                                                                     4                                   Tick Tack, Tick Tack                                                                              5                       Die Zeit wird knapp,                                                                           6                       die Zeit läuft ab,                                                                                 7                       die Zeiger kreisen                                                                               8                       - wir müssen uns beweisen.                                                          

Wo du auch bist

  Im Schrank liegt noch ein Bild von dir,  ich hatte es nie in der Hand.  Der Staub bedeckt als ew'ge Zier  das Bild von dir von Rand zu Rand.  Ich hatte es nie in der Hand,  mein Herz schlägt in mir nach wie vor  das Bild von dir von Rand zu Rand, wenn's dich auch an die Zeit verlor.  Mein Herz schlägt in mir nach wie vor so unverfälscht und tief und gut: wenn's dich auch an die Zeit verlor doch nie das Bild, das in mir ruht. So unverfälscht und tief und gut: Der Staub bedeckt als ew'ge Zier doch nie das Bild, das in mir ruht. Im Schrank liegt noch ein Bild von dir.

Ich mach's der Weihnachtsstimmung dieses Jahr nicht leicht

  Ich mach's der Weihnachtsstimmung dieses Jahr nicht leicht,          so schnell fängt sie mich nicht mit Honigkuchenherzen.                                         An den Geschäften hängen schon die Lichterkerzen,                       noch eh der erste Schnee den bleichen Grund erreicht.                      Es ist zu früh für Mandarinen und für Stollen,                                 Geschenkekaufen, Schokospekulatius.                                             Wer sagt, dass ich das alles jetzt schon haben „muss“,                     was ist denn mit dem Kind in mir, mit haben „wollen“?                    Die Schlachte strahlt in einem ganz besond'ren Licht,                     man sollte diesen Zauber nicht zu früh verschwenden.                    Es ist so schön, sich dafür nochmal umzuwenden,                           mit Funkelaugen, einem Lächeln im Gesicht                                     und Glück im Herzen, Lust auf Zimtduft in den Gassen,         

Ich will in einen Bernstein die Gedanken fassen

  Ich will in einen Bernstein die Gedanken fassen,                             so - strafst du mich mit Flüchtigkeit - bleibst du doch mein.        Nicht Atem und nicht Puls darf heute Nacht verblassen,                  will ich doch morgen noch wie gestern bei dir sein.                           So strafst du mich mit Flüchtigkeit, bleibst du doch mein               geliebtes Herz. Verschließ' dich, Blume, nicht im Schatten,            will ich doch morgen noch wie gestern bei dir sein,                         im dunklen Heute nicht: in Tagen, die wir hatten.                              Geliebtes Herz, verschließ' dich, Blume, nicht im Schatten.                        Du flüchtest, aber ich nicht: Schatten halten mich                           im dunklen Heute, nicht in Tagen, die wir hatten                             und eine Welt vergeht wie du und ohne dich.                                     Du flüchtest, aber ich - nicht Schatten halten mich, nicht Atem un

Ein Nicht-so-nett an all die Bitchez und Mizzgeburten

  Wann gehst du sterben, Bitch, du fuckst mich ab:                du bist doch nur zum Scheißesein geboren                           und derbe hässlich, da macht jeder schlapp,                         und laberst mir 'nen Dreck in meine Ohren                            und schwörst auf garnix, nichtmal auf dein Blut                  und lässt dich einfach mal von jedem ficken                        und, peinlich, ey, du kannst das nichtmal gut,                      und kannst auch sonst nich' mehr als rumzuzicken                 und checkst mal null, du Horst, du bist so arm                     und einfach nur total zurückgeblieben                                  und denkst, du seist so toll, das sagt dir Mum                      und sollt' dich besser wieder in sich schieben:                        Doch darauf würdest du wohl auch noch stehen – jetzt mach 'nen Fisch, hier will dich keiner sehen.    frei nach Shakespeares Sonett Nr. 66

Tristesse

  O schnöder Tag, du brichst mit deinem Glanz und bist noch lang und gehst erst mit dem Schein des Mondes - lässt die Stunden ewig sein und bittest vierundzwanzigmal zum Tanz.   O gleicher Takt, ich gehe ab und auf und her und hin und drehe mich um dich, mit jedem meiner Schritte führst du mich und nimmst mich mit auf deinem steten Lauf.   O monotone Unbedeutsamkeit, kein Glanz, kein Tanz ist jemals dir gefeit, du bist in allen Dingen mit der Zeit.   O tiefe, allumfassende Tristesse, du raubst mir eine Welt und ich vergess' die sieben Farben – träum' vom Grau indes.

Irrealis

  Ach, heute will ich wieder eines nur von dir:                                    Lass uns „was wäre, wenn“ jetzt wirklich werden lassen,                 leih einmal deine ganze Gegenwart nur mir,                                    entschwinde nicht, bevor dich meine Augen fassen,                          sei heute auch mein Mittelpunkt im Jetzt und Hier.                            Berühre mich, so wie ich dich berühren will,                                    in deinen Augen soll ein Spiegel für mich liegen.                             Sprich meine Worte aus und ich indes bin still,                                 trink meine Lippen leer, bis deine dir versiegen.                                 Nur eines wollt ich: dass wir zueinanderfinden                                und alle Grenzen, die wir denken, überwinden,                                rückst du doch immer fort und letztlich bleib' nur ich.                        Du bist der schönste Teil von allen schönen

Auf halbem Weg

  Nun ist es an dir, zu kommen, denn viel näher kann ich nicht, ich ging so weit im Dunkeln, ohne, dass wir uns bewegten. Sind die Sterne schon verglommen und mein Wunsch zerbricht, dass sie zuletzt ihr Funkeln auch in deine Augen legten?   Ich ging so weit im Dunkeln, ohne, dass wir uns bewegten, niemand sieht, wohin es geht, doch meine Augen wähnen dich, dass sie zuletzt ihr Funkeln auch in deine Augen legten. Was sich umeinander dreht, führt zueinander, schlussendlich.   Niemand sieht, wohin es geht und meine Augen wähnen dich viel weiter, als du bist, mit deinem Lächeln, in den Fernen. Was sich umeinander dreht, führt zueinander, schlussendlich, und was zerbrochen ist, soll Eines werden unter Sternen.   Viel weiter - als du bist, mit deinem Lächeln - in den Fernen, sind die Sterne schon verglommen und mein Wunsch zerbricht, und was zerbrochen ist, soll Eines werden unter Sternen. Nun ist es an dir, zu kommen, denn viel näher kann ich nicht.

Der Rose letzter Dorn

  Was sind denn schon die schönsten Blumen gegen diese Eine, dich, die du so strahlen kannst mit morgenrotem Mund und Augen, klar wie Tau auf Rosenblüten doch viel tiefer als das Meer. Ach, sah ich auch so viel des Schönen, niemals gab es etwas, das dir glich und so zerbrechlich wie du war.   Was ist die Zeit der Welt denn gegen Tage, Stunden, ach Minuten, in denen ich in einer Seufzumarmung mit dir liegen kann, auch wenn die Zeit mit dir so schnell verging und stets in Nichts zerrann. Sie heilt mitnichten alle unsre Wunden, denn die deinen bluten noch immer und der Schmerz hält an.   Was ist schon Sicherheit und Hoffnung, durftest du es denn erfahren, du Rose, der von ihren Dornen einer nur geblieben ist. Lass mich dir meine Wärme spenden, eh die Kälte dich zerfrisst und lass mich dich erwecken aus dem tiefen Schlaf von hundert Jahren, indem ich küsse, wer du bist.