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Ophelia (2008)

 

Ganz erhaben treibt dort auf der Wasseroberfläche 
der Kloake eine Frau: Ophelia. Der bleiche 
Körper kleidet sich mit letzten grauen Seideresten

und ihr nasses Haar umspielt der Schönheit einz'ge Schwäche: 
Eine Wunde klafft am Hinterkopf und all das weiche 
Fleisch enthüllt den blanken Knochen. Unter Weidenästen

fern der Stadt verharrt sie zwischen Wurzeln; zwischen Tagen 
zeigen sich im Widerschein der Schatten die Blessuren, 
die ihr auf dem Weg in der Verzweiflung widerfuhren - 
denn des Lebens Zahn zerfraß, war kaum noch zu ertragen.

Selig schlafen nun, als ob sie nie woanders lagen, 
Ratten auf der weichen Brust. Sie zeichnen vom obskuren 
Schauerspiel von Leid und Leben allzu viele Spuren - 
Ach, wie schön, dass nun nur noch die Ratten an ihr nagen.


April 2008

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