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Ophelia

 

Ophelia, Blume der Sonne, des Tags und des Weihers,                               
nie blühtest du schöner, als dort, wo der See immer ruht                            
und tiefer nicht sein könnte. Rot glüht dein Mund, wie dein Blut              
und durch deine wehenden Haare, das Schwarz deines Schleiers,              
verebbt deinen Augen das Blau oder steigt mit der Flut.                            
 
Sag, siehst du dein eigenes Spiegelbild lachen und weinen,                       
was fühlst du, wenn alles um dich deine Sprache nicht spricht
und bald jeder Halt deinen Händen versagt bleibt und bricht?                   
Sag, dringt durch die Wipfel der Weiden noch ein Funke Licht                 
von Mond oder Sonne und kann er für dich auch noch scheinen?              
 
Für dich ist es wahr, was im Tiefen des Sees sich dir zeigt,                        
weil dunkle Gedanken schon lang deine Seele ermatten,                            
bis sich deine Blüte zu weit in den Weiher dann neigt.                               
Nie brachst du so grausam, wie hier, wo der See niemals schweigt,          
Ophelia, Blume des Weihers, der Nacht und der Schatten. 

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